Eugen Drewermann: "Wir verlieren im Krieg unsere Menschlichkeit"

YouTube/Drewermann Kanal

Am 14. Mai 2023 fand in Aachen die Verleihung des Karlspreises 2023 an Kriegsherrn Selenskyj statt, der sich und seine Unterstützer als "Stifter des Friedens" versteht.

Das Aachener Bündnis "Diplomatie statt Waffen und Sanktionen" hatte glücklicherweise eine Gegenveranstaltung organisiert (nachträglich herzlichen Dank dafür!), bei der die oben eingebettete und engagierte Friedensrede von Eugen Drewermann ausgestrahlt wurde. Ein notwendiger Ausgleich zu der kriegsverherrlichenden Veranstaltung im Krönungssaal des Aachen Rathauses.

Am 14. Mai 2023 fand also die Verleihung des Aachener Karlspreises 2023 an Selenskyj und das ukrainische Volk statt, das aus der Sicht des Karlspreis-Direktoriums unter der Führung von Selenskyj nicht nur die Souveränität seines Landes und das Leben seiner Bürger, sondern auch Europa und die europäischen Werte verteidigt. Die vollständige Begründung des Direktoriums ist haarsträubend und zutiefst empörend. Genauso schockierend ist, dass der Bischof Dr. Helmut Dieser während seiner Predigt am gleichen Tag im Aachener Dom diese Wahl ausdrücklich begrüßte.

Das Aachener Bündnis "Diplomatie statt Waffen und Sanktionen" bestehend aus den Grupppen "Aachener für eine menschliche Zukunft", Freie-Linke-Aachen, Friedensinitiative-Querdenken241-Aachen und dem AK-GewerkschafterInnen Aachen sorgte für Gegen- und Friedenswind am Elisenbrunnen mit Demozug, Reden und Musik. Ansgar und Helene Klein von der Gruppe "Aachener für eine menschliche Zukunft" hatten im Vorfeld Eugen Drewermann gebeten, den Aachener Protest gegen den Krieg und ihr Engagement für den Frieden zu unterstützen.

Dieser Einladung ist er freundlicherweise "aus vollem Herzen" nachgekommen und hat ein fulminantes und bewegendes Pladoyer für den Frieden gehalten. Seine Betroffenheit, seine Empathie für die sinnlosen Opfer des Krieges und seine Wut (womöglich auch seine Ohnmacht?) sind groß; er leidet sichtbar und ab und an glänzen Tränen in seinen Augen. Seine Rede wurde in Aachen auf der öffentlichen Gegenveranstaltung zur Karlspreis-Verleihung "Frieden in Europa ist nur mit und nicht gegen Russland möglich!" um 12:00 Uhr am 14. Mai 2023 sowie zeitgleich auf dem Drewermann Kanal auf YouTube ausgestrahlt.

Die ganze Rede ist hörenswert, jeder Satz sinnvoll und wertvoll. Die folgende Passage ab Minute 12:25 ist wahrscheinlich diejenige, die mir persönlich in Erinnerung bleiben wird:

"Die Folge: Wir selber sind an der Teilhabe am Atombomben-Einsatz beteiligt. Das ist keine Sicherheitspolitik, das ist ein hochriskantes Spiel mal wieder mit Drohszenarien. Und das sagen wir jetzt generell: Das, was das Militär uns beibringt in dieser Art von Politik, bedeutet immer wieder, wir haben Sicherheit, wenn wir Waffen haben gegen jeden beliebigen Gegner überlegen sind, wir können ihn bedrohen, wir sind mächtiger, seine Drohungen können wir ignorieren, weil wir stärker sind, wir können uns einen Krieg leisten, weil wir werden ihn gewinnen.

Wir verlieren dabei unsere Menschlichkeit. Wir werden selber zu Schwerverbrechern in Massenmorden, wir machen uns mitschuldig bei dem Betreiben des Massenmords durch Lieferung von Massenvernichtungswaffen. Das nennen wir heute Panzer, das nennen wir U-Boote, das nennen wir Raketen, das nennen wir Panzerhaubitzen. Das soll nicht aufhören.

Das alles sind Mordgeräte.

Und jetzt schaffen wir hiermit keine Sicherheit, ganz im Gegenteil. Wir steigen in der wechselseitigen Bedrohung, das ist wie in der gesamten Geschichte der Menschheit, die von Krieg durchzogen ist. Der eine bedroht einen anderen. Nähmen wir mal ernst, dass unsere eigene Angst vor dem anderen ernst zu nehmen wäre, müssten wir im gleichen Satz begreifen, dass unsere Angst doch dem vermeintlichen Gegner Angst bereitet.

Also müssten wir darüber reden, wie wir die Angst verringern, genau das Gegenteil passiert und das nennen wir Außenpolitik."

Im Youtube-Drewermann-Kanal wird gebeten, den Link dieses wichtigen Appells für den Frieden weit und breit zu teilen. Ob die bei der Preisverleihung anwesende Prominenz – OB Sibylle Keupen, Ministerpräsident Morawiecki, EU-Parlamentspräsidentin Metsola, Ursula von der Leyen, Bundestagspräsidentin Bas, Bundeskanzler Scholz, Staatsministerin Roth, Präsident des Bundesverfassungsgerichts Harbarth und natürlich Selenskyj – diese schon angehört haben?

Quellen und Verweise:
Aachener für eine menschliche Zukunft • Gegenkundgebung zur Karlspreisverleihung an Selenskyj am Sonntag, 14. Mai
NachDenkseiten • Karlspreis – Kriegswütiger Namensgeber und gegründet von einem elitären Zirkel ehemaliger NSDAP- und SA-Mitglieder
Blautopf • Wolodymyr Selinskyj erhält den Aachener Karlspreis 2023
Blautopf • Rote Karte für die Stadt Aachen
aachen.de • Karlspreis 2023

 


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