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Zum Aachener Karlspreis: Preisverleihungen und Politik

Zum Aachener Karlspreis: Preisverleihungen und Politik 2014 hatte ein Künstler aus dem Raum Aachen zur Karlspreisverleihung diese Leichtmetall-Münzen prägen lassen (Bild: Ansgar Klein).

Auch der Aachener Karlspreis geht an Feldherrn Selensky und über den Friedensnobelpreis wird schon spekuliert.

Ein guter Zeitpunkt um über Preisverleihungen und deren Instrumentalisierung durch die Politik nachzudenken.

Blickt man zurück in die finsteren Zeiten des dritten Reiches oder auch der DDR, dann fällt auf, dass die überzogenen Ideale dieser totalitären Staaten in jeden Lebensbereich eindringen. Hohe Leistungen im Sport oder in der Wissenschaft wurden zum Garanten der Leistungsfähigkeit der Staatsideologien; in Kunst oder Musik wurde hingegen verbannt, was nicht passte.

Blickt man in unsere Zeit und nach Deutschland ist es vor diesem Hintergrund erschreckend, welch absurdes Schauspiel in Katar aufgeführt wurde. Sicher gibt es vieles dort zu kritisieren, aber eine Weltmeisterschaft ist trotz allem eine Veranstaltung, bei der der Sport im Zentrum steht. Diese Veranstaltung, auf die die Katarer sicher sehr stolz sind, mit Armbinden und Handzeichen zu einem Politikum zu machen und darüberhinaus den Gastgeber vor aller Welt vorzuführen und zu brüskieren, wirft im Hinblick auf oben Gesagtes ein sehr fragliches Licht auf die deutsche Regierung und das deutsche Volk.

Doch die wichtigste politische Zielscheibe ist nicht Katar, sondern Russland. Russlands Feinde sind also unsere Freunde, so auch der Feldherr, Oligarch und sicher nicht demokratisch eingestellte Staatsmann Wolodymyr Selensky. Eine Tatsache, die sich deutlich bei den Verleihungen wichtiger Preise zeigt.

So hat Selensky dieses Jahr den Axel-Springer-Award bekommen, der zuvor u.a. Marc Zuckerberg, Jeff Bezos und Elon Musk zuteil wurde (letzerer würde ihn nach der "Twitter-Affäre" wohl nicht mehr bekommen). [1]

Auch der Freiheitspreis der Medien wurde ihm zuteil, der von der Weimer Media Group ausgeschrieben wird:

"Der Preis soll an Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens verliehen werden, die sich in besonderer Weise für die freie Meinungsäußerung, den politischen Dialog und die Demokratie einsetzen."

Nun, gerade das macht Selensky nicht, weswegen diese Preisverleihung wohl eindeutig politisch motiviert ist. [3..5]

Im Februar wurde ihm dann der Karlspreis der Sudetendeutschen Landsmannschaft zuteil, der Personen zuteil werden sollte, "die sich in besonderer Weise um die Völkerverständigung und um die europäische Einheit verdient gemacht haben". Im Hinblick auf den Bürgerkrieg in den Donbass-Regionen kann auch das von Selensky nicht behauptet werden.

Nun zieht auch die Stadt Aachen mit ihrem Karlspreis nach. Auch er zeichnet besondere Bemühungen um die europäische Einheit aus, hat aber schon immer merkwürdige Träger gehabt wie Frère Roger (Taizé), das Volk von Luxemburg oder sogar den Euro, unsere wackelige Währung [9]. Auch hier sieht man plötzlich die Bemühungen Selenskies um eine europäische Einheit, wobei Europa in dieser Lesart an der russischen Grenze und nicht am Ural endet. Dass übrigens auch die Pressefreiheit beim Aachener Karlspreis eine nur untergeordnete Rolle spielt, zeigte die letzte Karlspreisverleihung, bei der die Solidarität mit dem in England inhaftierten, politischen Gefangenen Julian Assange unerwünscht war. [10]

Vielleicht hat all dies aber auch mit der Person Karls des Großen zu tun, der seine Idee des "Gottesstaates" unbedingt auf ganz Europa ausdehnen wollte. Man könnte ihn treffender Karl den Schlächter nennen, hatten doch vor allem die Sachsen unter seinen Bekehrungen mit dem Schwert und seinen "Blutgesetzen" zu leiden. Also zumindest aus historischer Sicht könnte man für die Karlspreisverleihung an Selensky argumentieren.

Was einem Feldherrn natürlich noch fehlen würde, ist der Friedensnobelpreis. Doch gibt es Hoffnung, denn zumindest in der Presse wird er schon als aussichtsreicher Kandidat gehandelt. Hier wäre er dann in Gesellschaft von vielen verdienten Einzelpersonen wie Henry Dunant, dem Gründer des Roten Kreuzes, der Pazifistin Bertha von Suttner oder auch Mutter Theresa.

Doch langweilig wird es nicht, denn auch Politiker wie Theodor Roosvelt, Jimmy Carter, Al Gore, Barack Obama oder gar die EU, der zivile Arm der NATO, sind vertreten. Viele Politiker und Institutionen also, die in Kriege, Waffenhandel und andere wirtschaftliche und politische Operationen verstrickt sind, die zu Konflikten und sozialer Ungleichheit geführt haben. [11]

Selensky kann also ruhig weiter nach Waffen rufen, denn eine friedfertige Haltung ist für den Friedensnobelpreis keine Voraussetzung.

PS: Irene Frey hat diese kriegsverherrlichende Wahl nicht ohne Reaktion hinnehmen wollen und diese Protest-Mail an die Karlspreis-Gesellschaft sowie an Mitglieder der Stadtverwaltung und die Aachener Zeitung geschickt.

Quellen und Verweise:
[1] Axel Springer Award
[2] Freiheitspreis der Medien
[3] TAZ • Fehler in der Ukraine
[4] Guardian • Ukraine suspends 11 political Parties with Links to Russia
[5] EuropeanJournalists • Ukraine: President bans opposition media Strana.ua and sanctions editor-in-chief
[6] Karlspreis der Sudetendeutschen Landsmannschaft
[7] BR24 • Karlspreis: Sudetendeutsche ehren Selenskyj und Iohannis
[8] Karlspreis der Stadt Aachen
[9] Wikipedia • Liste der Karlspreisträger
[10] Pressenza • Solidarität mit Julian Assange bei der Karlspreisverleihung in Aachen unerwünscht
[11] Wikipedia • Liste der Friedensnobelpreis-Träger
[12] Blautopf • Selensky - Diener der Oligarchen
[13] Blautopf • Wolodymyr Selinskyj erhält den Aachener Karlspreis 2023

 


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