Die "nukleare Weltuntergangsuhr" steht jetzt auf 90 Sekunden vor "Mitternacht"

Die "nukleare Weltuntergangsuhr" steht jetzt auf 90 Sekunden vor "Mitternacht" Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Seit 1947 gibt das Science and Security Board of the Bulletin of the Atomic Scientists seine Einschätzung ab, wieweit wir von einem selbstgeschaffenen (nuklearen) Weltuntergang entfernt sind.

Am 24. Januar 2023 haben sie die Doomsday Clock auf den historischen Tiefststand von 90 Sekunden vor Mitternacht eingestellt. Offenbar sehen sie die nukleare Gefahr durch den Krieg in der Ukraine deutlich klarer als die Entscheider in den Regierungen vieler Länder des sogenannten Westens.

Seit in Hiroshima und Nagasaki gezeigt wurde, welche entsetzliche Gewalt Atombomben haben können, warnen Wissenschaftler immer wieder vor der Gefahr eines nuklearen Weltuntergangs. Eine der bekanntesten und anschaulichsten Warntafeln ist die "Weltuntergangs-Uhr", die

"eine Darstellung ist, die die Öffentlichkeit warnt, wie nah wir daran sind, unsere Welt mit gefährlichen Technologien zu zerstören, die wir selbst geschaffen haben. Es ist eine Metapher, eine Erinnerung an die Gefahren, die wir angehen müssen, wenn wir auf unserem Planeten überleben wollen." [1]

Gestellt wurde sie bis 1973 von Eugene Rabinowitch, dem Autor und Gründer des Bulletin of the Atomic Scientists, seit 1973 hat das Science and Security Board das Stellen der Uhr übernommen.

Das Bulletin of the Atomic Scientists ist eine gemeinnützige Organisation, die sich mit Fragen der Wissenschaft und der globalen Sicherheit befasst, die sich aus dem technologischen Fortschritt ergeben und negative Folgen für die Menschheit haben. Somit werden neben den nuklearen Gefahren, die zu seiner Gründung geführt haben, auch Biosicherheit und den Klimawandel thematisiert.

Wie die oben gezeigte Grafik illustriert, wurde die Gefahr im Laufe der Jahre immer wieder anders eingeschätzt. Gerade zu Beginn war die rasante Enwicklung nuklearer Waffen für das Vorstellen der Uhr auf zwei Minuten vor Zwölf zuständig. Danach war vor allem ausschlaggebend, wie offen Konflikte zwischen West und Ost zutage getreten sind oder ob gar Abrüstungsabkommen geschlossen wurden. Allerdings ist die nukleare Gefahr – wie bereits erwähnt – nicht der einzige Faktor bei der Bewertung des Risikos.

Mit der Wende und der Auflösung des Waschauer Paktes wurde die Uhr hoffnungsvoll auf 17 Minuten vor Zwölf gestellt. Die stetige Verkleinerung dieser Zeitspanne in den folgenden Jahren zeigt deutlich, wie wenig wir diese Chance auf eine friedlichere Welt genutzt haben. Am 24. Januar 2023 wurde als Reaktion auf den sich verschärfenden Ukraine-Krieg die Uhr auf den historischen Tiefststand von 90 Sekunden vor Zwölf eingestellt.

Mit dem Krieg in der Ukraine tritt abermals ein Konflikt an den Tag, an dem die Atommacht Russland unmittelbar und die Atommacht USA mittelbar beteiligt sind. Dennoch wurden und werden von den USA und ihren Verbündeten die roten Linien Moskaus permanent überschritten, als gäbe es dabei keine größeren Risiken. Mancher träumt sogar von einem Sieg über Russland.

Doch eine in die Enge getriebene Atommacht kann zu allem fähig sein und wer glaubt, der Einsatz von Atombomben würde zwingend zu einer gegenseitigen Selbstzerstörung der beiden Großmächte führen (und wäre daher wenig wahrscheinlich), der täuscht sich. Sollte sich die russische Regierung entscheiden, der westlichen Waffenallianz in der Ukraine nuklear zu begegnen, so würden die USA vermutlich alles tun, um diesen Konflikt nicht in ihr Heimatland zu ziehen. Möglicherweise würden sich also Frankreich und England beteiligen, der Konflikt bliebe aber auf Europa begrenzt.

Ungeachtet dessen würde die Lebensqualität in Europa, milde ausgedrückt, beträchtlich leiden und eine Ausweitung zu einer globalen Katastrophe wäre nicht unwahrscheinlich.

Ist es das wert?

Quellen und Verweise:
[1] Bulletin of the Atomic Scientists
[2] Wikipedia • Bulletin of the Atomic Scientists
[3] Stimmen, die vor einer Eskalation des Ukraine-Krieges bis zum Einsetzen von Atomwaffen warnen
[4] Free21 • Hiroshima ist überall! – oder: Der niemals endende Kampf
[5] Aktion: Die EU weiß um die Gefahr eines Atomkrieges und gießt trotzdem Öl ins Feuer

 


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