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Sabotage oder offene Kriegserklärung?

Sabotage oder offene Kriegserklärung? Picture of Gasleak by Danish Defense

In den frühen Morgenstunden des Montags (26.09.2022) sind die beiden Ostsee-Gaspipelines Nord-Stream 1 und Nord-Stream 2 offensichtlich durch gezielte Anschläge unter Wasser zerstört worden.

Aus den Leckagen östlich der dänischen Insel Bornholm tritt nach Angaben dänischer Sicherheitsbehörden großflächig Erdgas bzw. Methan aus.

Dies zeigen auch Luftaufnahmen, die vom dänischen Verteidigungsministerium am heutigen Dienstag veröffentlicht wurden. Schwedische Seismologen sind sicher, dass es sich um Explosionen und keine natürlichen Ereignisse gehandelt habe. Auch deutsche Sicherheitsbehörden können sich aufgrund der kurzen Abfolge der Explosionen in den beiden Leitungen nicht vorstellen, dass es sich um einen Zufall handle, schreibt der Berliner Tagesspiegel und zitiert eine namentlich nicht genannten Informanten:

"Unsere Fantasie gibt kein Szenario mehr her, dass kein gezielter Anschlag ist".

Durch die beiden Pipelines floss zum Zeitpunkt des Anschlages zwar kein Gas – die Lieferungen der russischen Gazprom waren in Nord-Stream 1 bereits im August eingestellt und Nord-Stream 2 ist gar nicht erst in Betrieb genommen worden – aber beide Leitungen waren gefüllt und sollen unter einem Druck von 107 bar gestanden haben. Nun wird von der Betreiberfirma befürchtet, dass die Leitungen leer laufen und das Gas in die Atmosphäre gelangt. Inzwischen sind rund um die Explosionsorte Sperrzonen eingerichtet worden. Ob diese nur der Sicherheit der Schifffahrt dienen oder zugleich der Verhinderung einer Aufklärung, wird sich herausstellen – oder auch nicht.

Experten gehen aufgrund der engen Zeitfolge von 24 Stunden und der räumlichen Nähe beider Sprengungen davon aus, dass es sich um das Kommandounternehmen einer ausgebildeten Kampfgruppe handeln muss. Obwohl die Ostsee ein vergleichsweise flaches Binnenmeer ist, liegen die Rohre in Tiefen bis zu 70 Metern. Amateure ohne entsprechendes professionelles Gerät und Ausbildung seien zu einer solchen Aktion nicht in der Lage. Zudem befindet sich ganz in der Nähe eine der meist befahrenen Wasserstraßen der Welt, die aus dem Nord-Ostsee-Kanal bzw. der Kieler Förde in die mittlere und östliche Ostsee führt.

In einem so dicht befahrenen Raum, der zudem von Marine-Streitkräften bzw. -schiffen aus den NATO-Ländern Deutschland, Dänemark, Schweden und den USA akribisch überwacht wird, erfordert die Durchführung eines solchen Unternehmens militärische Mittel und professionelle Vorbereitung. Eigentlich ist es undenkbar, dass die Aktion unbemerkt abgelaufen sein könnte, zu viel moderne Überwachungs- und Abhörtechnik ist in der engen westlichen Ostsee verbaut und unterwegs. Das ist Anlass für vielfältige  Spekulationen, die ins Kraut schießen.

Während sich die Regierungen der Anrainerstaaten bedeckt halten und auch die Systemmedien vorerst keine Schuldzuweisungen verbreiten, hat sich der frühere polnische Außen-und Verteidigungsminister Radek Sikorski auf Twitter über diese Tat gefreut. Polen war nie ein Freund der beiden Ostseepipelines und hatte von Anfang an an Seite der USA dagegen gekämpft. In Moskau hingegen will man sich „über mögliche Beschädigungen der Pipelines“ nicht äußern, wolle aber auch nicht ausschließen, dass sie absichtlich beschädigt worden sein könnten. Über den Verursacher wird nichts verlautet. Dabei liegt es durchaus im Bereich des Möglichen, dass auch russische Seestreitkräfte, die ja auch in diesem Raum unterwegs sind, etwas mitgekriegt haben könnten.

So sind es die alternativen Medien, die das Kind beim Namen nennen und versuchen, logische Zusammenhänge herzustellen. Deren Autoren halten es nicht für möglich, dass Russland hinter dem Anschlag steckt. Die Russen wollen nach wie vor Gas nach Europa verkaufen. Es sei ein politischer Pfand in ihren Händen, den sie gegenüber der EU ausspielen könnten. Diese Möglichkeit ist ihnen jetzt genommen. Auch Ukraine‘s Selenski wird als Täter nicht gehandelt. Das Land habe keine Streitkräfte an oder auf der Ostsee.

Bleiben die USA. Diese waren nicht nur Gegner der Ostseepipeline, sondern wollen eigenes Gas, vor allen Dingen Fracking-Gas, nach Europa verkaufen. Darüber hatten bereits der damalige Präsident Trump im Jahr 2019 eine Vereinbarung mit Angela Merkel abgeschlossen, wonach in Europa LNG-Terminals gebaut und betrieben werden sollten, um das US-Gas überhaupt ins Geschäft zu bringen. Neben den ökonomischen Interessen der amerikanischen Gasindustrie war aber immer der politische Aspekt wichtiger.

Schon vor dem Beginn der Corona-Politik hatte der US-Kongress den Beschluss gefasst, die Pipelines dürften nicht in Betrieb gehen. Wohlgemerkt: Die USA hatten beschlossen, dass bei einer Pipeline, die ihnen nicht gehört und die auch nicht über ihr Staatsgebiet läuft, der Betrieb einzustellen sei.

Zugleich hatte am 7.02.2022 die Biden-Administration klar bestätigt, sie werde dies umsetzen (s. auch diesen längeren Mitschnitt der Pressekonferenz von Kanzler Scholz und Präsident Biden im Weißen Haus). In Deutschland wollte man dies offenbar nicht ernst nehmen und die Fiktion von der souveränen BRD aufrechterhalten. Ein solcher Sabotageakt würde auch zur Theorie passen, dass die USA als angeschlagene Weltmacht mit ihrer aggressiven Politik die Europäer als ökonomische und politische Konkurrenten ausschalten und europäisches Kapital aus dem alten Kontinent zugunsten ihrer herrschenden Oligarchen-Klasse heraussaugen, man könnte auch sagen, rauben wollten.

Diese Meinung vertritt unter anderem der chilenisch-amerikanische Filmemacher Gonzalo Lira, der gegenwärtig in Charkow, Ukraine, lebt. Er glaubt, dass die Zerstörung der Gaspipelines den russischen Gasverkauf nach Westeuropa für immer beenden werde. Und er sieht in der Sprengung eine Kriegserklärung der US-Administration gegen Europa, vor allem gegen Deutschland.

Auch der Publizist, Arzt und Unternehmer Paul Brandenburg zeigt auf die USA.

"Was von vornherein wahrscheinlich schien, hat sich offenbar bestätigt. Jemand hat mit erheblichem Aufwand und Sprengstoff die beiden Pipelines von Russland nach Deutschland zerstört. Dieser jemand, scheint es, waren die USA", schreibt er auf seinem Telegram-Kanal.

Es sei nicht vorstellbar, dass die USA ein solches Verbrechen ohne Billigung oder Wissen in der Bundesregierung verübt haben. Sollte sich dieser Verdacht gegen die Bundesregierung erhärten, wäre das eine offene Kriegserklärung gegen die eigene Bevölkerung.

Es wäre die größte Krise der Bundesrepublik seit ihrer Gründung – und wahrscheinlich ihr Ende“, so Brandenburg.

Verweise:
NachDenkSeiten • Pipelines sprengen unter Freunden, das geht gar nicht
RT DE • Wer hat die Nord-Stream-Röhren sabotiert? Die Liste der Verdächtigen ist vergleichsweise kurz
Overton • Wir sind dazu in der Lage

 


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