Der Krieg hat Corona nicht verdrängt, er baut darauf auf

Der Krieg hat Corona nicht verdrängt, er baut darauf auf Bild von DanielleTunstall auf Pixabay

Seit Mitte dieser Woche hat das Thema Krieg in der Ukraine Corona verdrängt.

Das scheint zumindest der Eindruck zu sein, wenn man sich in den Systemmedien umschaut. Hinzu kommt, dass kurz vor der Ukraine-Nummer die sogenannten Corona-Lockerungen angekündigt worden waren.

Die Tatsache, dass die Pandemiemaßnahmen in den meisten Nachbarländern viel weiter zurück gefahren werden, mag diesen Eindruck verstärken. Corona und Pandemie haben wir hinter uns, so ein Tenor bei vielen Bürgern. Oder zumindest die Hoffnung. Aber stimmt das?

Natürlich befürchten viele Menschen, mit Einzug des Winters 2022 komme der ganze Pandemie-Zirkus wieder zurück. Das ist sicher nicht falsch. Dem liegt allerdings eine Betrachtungsweise zu Grunde, die so tut, als ob die Pandemiemaßnahmen spurlos an der Gesellschaft vorüber gegangen seien, wie etwa ein heftiger Herbststurm. Doch dem ist nicht so. Der Coroner Angriff, den das Davos-Cluster geführt hat, war ein Angriff, der tiefe Spuren im Inneren der Gesellschaft hinterlassen hat. Er brachte Millionen von Seelen und Identitäten ins Wanken, ja zerstörte viele von ihnen. Er hat eine veränderte Qualität des Miteinanders und der Kommunikation gebracht.

Das hat sich vom ersten Tag des Ukraine Krieges an gezeigt. Was wir jetzt anlässlich des Krieges in der Ukraine erleben, ist vielmehr die Fortsetzung des Trommelfeuers an Propaganda der vergangenen zwei Jahre auf einer anderen Bühne. Man muss eindeutig sagen, dass Corona nicht verschwunden ist. Im Gegenteil. Denn was nach wie vor präsent ist, ist die Angst vieler Menschen. Genauer gesagt, die Erzeugung von Angst durch die Herrschenden und ihre Medien. Diese widerwärtige Strategie des geistig-moralisch verkrüppelten und skrupellosen Davos-Cluster wird sogar noch gesteigert. Es wäre zu einfach, wolle man behaupten, das Stichwort Corona sei durch den Aufreger Ukraine Krieg einfach ersetzt worden.

Die Angst vor Corona wird vielmehr getoppt durch die Angst vor dem Krieg, genauer gesagt, vor dem Atomkrieg. Viele Menschen glaubten sich aktiv vor dem Virus schützen zu können – Maske, Abstand oder Impfung – aber das teuflische an der neuen Bedrohung ist, das man als Individuum dieser neuen Angst völlig hilflos gegenüber steht. Denn was hilft gegen Atombomben? Eine Impfung sicher nicht. Ist die nahtlose Aneinanderreihung von Corona-Krise und Ukrainekrieg möglicherweise ein zeitlicher Zufall, die Art wie die Herrschenden damit umgehen ist es nicht. Es ist die Steigerung des Drangsalierens der Menschen auf einer noch höheren, widerlicheren Ebene.

Über die strategischen Ziele der USA und der NATO und deren Erweiterungen soll an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden. Dazu finden sich Material und Argumente in Fußnoten am Ende dieses Textes. Also die Positionen von Daniele Ganser und Thomas Röper. Als kurze Präzisierung sei hier aus dem Teaser unseres Artikels vom 24 Februar über die CCS Pläne Norwegens zitiert: "Die USA unternimmt große Anstrengungen, die Ukraine in die NATO zu zwingen und ihre alten Träume zu realisieren, die sogenannte strategische Ellipse – auch bekannt als Petrol-Ellipse – in die Hand zu bekommen. In der Petrol-Ellipse, die im Ostteil der Ukraine beginnend bis Afghanisatn und von der russischen Nordmeerküste bis zum Persischen Golf reicht, lagern die größten fossilen Energieressourcen und -reserven der Welt. Damit glauben die USA ihre Weltmachtstellung halten zu können. Ob sie dafür einen Krieg mit der Nuklearmacht Russland riskieren würden, bleibt offen." Das gilt auch 3 Tage nach Kriegsbeginn. Mit Ausnahme des Vietnamkrieges spielen und spielten sich dort alles Kriege der letzten 50 Jahre ab.

Diese Einordnung sollte an dieser Stelle reichen, vorerst. Betrachten wir, gewissermaßen auf einer Ebene tiefer, was sich in Deutschland abspielt bzw. inszeniert wird. Wie seit zwei Coronajahren üblich, ergießt sich ein Trommelfeuer von einseitiger Propaganda auf die TV-Konsumenten, öffentlich-rechtlich wie privat, aber auch auf die Leser von Tageszeitungen. Es scheint zwar nicht ungewohnt, wenn die alten Narrativer aus der Zeit des Kalten Krieges aufgekocht werden: der Westen, das sind die Guten und die Russen sind die Bösen. Wer sich dieser Sprachregelung nicht unterwirft, gehört selbstredend sofort selbst zu den Bösen. Unterschiedliche Meinungen werden nicht mehr toleriert, selbst nachdenkliche Menschen diffamiert. Es riecht nach Mc Carthy, zugleich ist es auch wieder anders, neu, gewissermaßen Corona neu.

Neben einer strammen ideologischen Ausrichtung, die angestrebt, ja angeordnet wird, vergleichbar der der DDR, ist eine besondere Ausprägung der medialen Offensive erkennbar. Die Deutschen in Ost und West hatten in den letzten Jahren wieder zu einer gefühlsmäßigen Nähe zum russischen Volk gefunden. Das ist, trotz der barbarischen Kriege des vergangenen Jahrhunderts, positiv und durchaus verständlich. Denn es hat zugleich ja auch eine lange friedliche Tradition zwischen beiden Völkern. Deren Kern besteht in dem Wissen, dass es beiden immer dann am besten ging, wenn nicht nur ein Zustand von nicht Krieg, sondern von Freundschaft bestand.

Erkennbar soll diese Sympathie der Deutschen gegenüber den Russen ausgemerzt und durch eine künstlich erzeugte Russophobie ersetzt werden. Das geht nicht nur soweit, dass Politiker wie der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder, der bekanntlich ein gutes Verhältnis zu Vladimir Putin pflegt, medial niedergemacht werden. Putin selbst wird in die Nähe von Stalin gerückt und suggeriert, er sei ähnlich verrückt wie dieser unsägliche Despot. Und damit alle, die eventuell ähnlich denken wie der „Putin-Versteher" Schröder, wissen was die Uhr geschlagen hat, wird daraus gleich ein „Schröder-Syndrom" gemacht. Der Ex-Kanzler, so die Weltwoche, sei nicht der einzige, der in den Aufsichtsgremien russischer Staatskonzerne zu finden sei. Alles Verräter? Man muss diese Figuren ja nicht mögen, aber das vertreibt nicht den Geruch nach Mc Carthy.

Kein Wunder, dass es einer Reihe Prominenter und weniger Prominenter gar nicht schnell genug gehen kann, sich von Putins Politik und den Russen zu distanzieren. Gregor Gysi von der Linken, Stern Kolumnist Hans Ulrich Jörges, der Politologe Herfried Münkler oder die Humboldt-Stiftung, aber auch private Freunde und Kollegen entdecken plötzlich nicht nur ihr Herz für die vom Krieg geplagten Ukrainer, so als ob der Krieg im Donbas nicht schon seit vielen Jahren toben würde, nein sie entdecken plötzlich auch ihr Herz für „unsere amerikanischen Freunde". Die würden uns, also uns Deutschen "immer den Arsch retten" und "die Kohlen aus dem Feuer holen". Es sei doch nur Ihnen zu verdanken, dass „wir in Freiheit leben" könnten. Wir könnten und dürften uns nicht mehr raushalten. Russland müsse kaputt boykottiert werden. Oder schärfer? Inzwischen soll es ja deutsche Waffenlieferungen nach Ukraine geben.

Dass diese Zeitgenossen früher, etwa zu Zeiten der Friedensbewegung oder der Anti-AKW-Bewegung Anderes von sich gegeben hatten, es aber jetzt nicht mehr wissen wollen, ist wohl der tiefen Angst vor dem Pandemieregime und vor der Kriegsgefahr zum Opfer gefallen, tief verdrängt worden. Impulsiv fühlen sich viele in der großen Herde sicherer und richten sich dahin aus, wo sie die stärkeren Kräfte vermuten. So kommt es zu grotesken Formulierungen, wenn Gewerkschafter, Kirchenvertreter, Umwelt und Friedensorganisationen, ja sogar Klimaschützer ein Europa der Abrüstung, der Entspannung und der Verständigung beschwören, natürlich unter amerikanischer Schirmherrschaft und Führung. Das soll plötzlich der geeignete Feuerwehrhauptmann sein?

Ob das allerdings zu einer Mehrheitsmeinung wird, muss sich erst noch herausstellen. Denn genauso wie für die Kriegshandlungen in der Ukraine, gilt es auch für den medialen Pulverdampf, der momentan von den Young Global Leaders aus dem Davos-Cluster und ihren Anhängern und Speichellecker erzeugt wird: mal abwarten was zu sehen sein wird, wenn der Pulverdampf verweht ist. Wie es sich bei der Impfkampagne bzw. dem Versuch eine Impfpflicht einzuführen bereits gezeigt hat, haben viele Menschen recht schnell das Gefühl entwickelt, dass daran etwas nicht stimmen kann. Diese Erfahrungen haben inzwischen Millionen Menschen gemacht und es hat Ihre Aufmerksamkeit und ihr Bewusstsein verändert. Das Frühjahr 2022 ist nicht mehr der Frühling 2020 oder der Herbst 2021. Auch wenn das in diesen Tagen so scheinen mag.

Eine Erfahrung der Menschen, auch in Deutschland, besteht darin, dass man den Herrschenden und ihren Erzählungen nicht glauben darf. Die Konsequenz kann nur darin bestehen, sich auf das eigene Wissen, die eigene Lernfähigkeit und die eigene Sicht zu verlassen – und vor allem selbst in die Verantwortung zu gehen. Im Alltag wie auch in politischen und in gesundheitlichen Fragen. Wenn NATO und Russland sich um die Ukraine streiten, eventuell sogar einen großen Krieg vom Zaun brechen, besteht keine Notwendigkeit, sich auf eine der beiden Seiten zu schlagen.

Viel wichtiger ist es einen unabhängigen Standpunkt zu finden und diesen auch in der Bevölkerung zu verbreiten. Denn weder ein Europa noch eine zukünftige Welt, die von Oligarchen und Supermächten ausgedacht und inszeniert wird, hat etwas mit unseren Interessen zu tun. Zwischen den Mahlsteinen der Atommächte werden die Menschen und Völker höchstens zerrieben, dienen als Kanonenfutter, oder dürfen auf eine Zukunft als Mensch-Maschine-Wesen hoffen.

Der aktuelle Krieg macht einmal mehr die Krise der Menschheit deutlich. Sie kann nicht von denen gelöst werden, die sie hervorgebracht haben. Es ist Christfried Lenz zuzustimmen, der am 8. Februar in scienzz schrieb:

Die Situation „erfordert einen neuen Menschentyp. Der raffgierige Kapitalist, der der Natur die Rohstoffe entreißt, ungeachtet der Schäden die er damit anrichtet – wenn nur die Kasse stimmt – diesen Typ kann man heute nicht mehr gebrauchen. Er würde dem Planeten den Rest geben. Für die Schaffung einer lebensfreundlichen Zukunft brauchen wir einen fühlenden und achtsamen Menschen. Die Wunden, die wir dem Planeten zugefügt haben, tun ihm selber weh. Er möchte sie heilen. Er möchte eine von Freundschaft, Harmonie und Liebe durchwebte Symbiose mit allen Lebensformen und Gegebenheiten des Planeten entstehen lassen."

Das beschreibt, noch vor Ausbruch des Krieges, die Lage der Menschenfamilie und entwirft eine Alternative zum Krieg. Diese Perspektive ist mehr als ein Friedensappell, der schnell unterzeichnet ist. Menschen, die diese Erkenntnis gewinnen, werden nicht weniger, sie werden mehr.

Verweise:
Ukraine niemals in die Nato? Dr. Daniele Ganser im Interview
Das Schröder-Syndrom ist weiter verbreitet, als viele denken
Götzendämmerung der Technokraten, scienzz 08.02.2022

 


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