Nicht schießen! Brief eines ukrainischen Kriegsdienstverweigerers

Er heißt Yurii Sheliazhenko und über ihn sprechen die westlichen Mainstream-Medien nicht gerne, denn er ist Kriegsdienstverweigerer, ein überzeugter gewaltfreier Pazifist, der den Einsatz von Waffen und Krieg als Mittel zur Konfliktlösung ablehnt.

Er hat Ende letzten Jahres einen bewegenden Brief geschrieben, in dem er daran erinnert, dass wir die Fähigkeit haben, Konflikte gewaltfrei zu lösen und dass wir wählen können, ob wir friedliche Menschen oder wilde Bestien sein wollen.

Liebe Freunde,

ich überbringe Ihnen Grüße aus Kiew, der Hauptstadt der Ukraine, und danke euch, dass ihr euch gegen diesen Krieg, der das Blutvergießen fortsetzt, auf die Straße gegangen seid.

Vor ein paar Tagen ist ein Jahr des Krieges zu Ende gegangen. Ein Jahr, in dem meine Stadt, meine schöne Stadt Kiew, mehrmals bombardiert wurde: Mein Haus wurde von den nahegelegenen Explosionen erschüttert. Ein schreckliches Gefühl.

Jetzt weiß ich, was die Menschen in Donezk und Luhansk in den letzten Jahren durchgemacht haben: Die ukrainische Armee hat ihre Städte seit 2014 unter Beschuss genommen.

Und nicht nur das: Die Zwangsmobilisierung – dieser eiserne Vorhang, der mich daran hindert, an Ihrer Demonstration teilzunehmen, da alle Männer zwischen 18 und 60 Jahren das Land nicht verlassen können, weil sie gezwungen sind, am Krieg teilzunehmen – und ähnliche Einschränkungen der individuellen Freiheiten erleben die Menschen in der Ostukraine schon seit gut neun Jahren.

Ich denke, Menschen, die es gewohnt sind, in demokratischen Ländern zu leben, können sich gar nicht vorstellen, wie es ist, unter diesen schrecklichen Bedingungen zu leben; aber heute erleben wir diesen Krieg, angeheizt von unseren kriegstreiberischen Politikern, die von Politikern in westlichen Ländern unterstützt werden, so wie die kriegstreiberischen russischen Politiker von Politikern in anderen Ländern unterstützt werden.

Das ist einfach falsch.

Wir sollten den Krieg jetzt beenden.

Wir sollten uns für den Frieden einsetzen und verstehen, dass Krieg ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist, und gemeinsam handeln, um die Wurzeln zu beseitigen, die zu Kriegen führen. Dies erfordert die Umsetzung des Rechts auf Verweigerung des Tötens und der Wehrpflicht, wie es in Artikel 18 des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte garantiert ist; außerdem ist es notwendig, einen sofortigen Waffenstillstand und anschließende Friedensverhandlungen zu fordern.

Wir müssen eine Kultur des Friedens kultivieren, durch Friedensjournalismus, Bildung, Kunst und kreative Arbeit, die unsere Zukunft besser macht. Denn es geht nicht um etwas so Archaisches wie die staatliche Souveränität, sondern um das, was die menschliche Zivilisation ausmacht: unsere Fähigkeit, Konflikte gewaltfrei zu lösen, die Fähigkeit, die Menschenwürde zu bewahren; [die Fähigkeit], friedliche Menschen zu sein und keine wilden Bestien.

Wir müssen Versöhnung anstreben, nicht den totalen Sieg, nicht die Vernichtung des Feindes – dieser Begriff des Feindes ist ein falscher Begriff, der geschaffen wurde, um die Realität zu verzerren und [einen] Sündenbock zu schaffen.

Wir müssen den Frieden suchen, den Frieden aufbauen.

Ich danke Ihnen für Ihr Engagement im Namen aller vernünftigen Ukrainer.

Ich liebe euch, ich unterstütze euch: Die gesamte ukrainische Friedensbewegung unterstützt euch.

Grüße nach Italien: Ich wünsche euch Frieden und Glück.

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Alina Kulik vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt.

Quelle und Verweise:
pressenza • Nicht schießen! Brief eines ukrainischen Kriegsdienstverweigerers aus Gewissensgründen
Blautopf • Dokumentarfilm – Leben und Sterben im Donbass
Blautopf • Gründliche Recherche von Basicblog über die faschistischen Realitäten des ukrainischen euromaidan-Staates

 


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