Zahlreiche Krankenhausschließungen in 2020

Zahlreiche Krankenhausschließungen in 2020 Adobe Stock

Bochum, Fürth, Havelberg, Losheim, Oberwesel, Ottweiler, Riedlingen, Rodalben, Vohenstrauß, Waldsassen, Wedel und Weingarten.

All das sind Orte, wo dieses Jahr Krankenhäuser geschlossen wurden. Das Krankenhaus in Mosbach muss Silvester endgültig schließen. Folgen werden bald Krankenhäuser in Berlin, Essen (zwei Kliniken), Hamburg, Dresden, Lörrach, Lehnin, Rheinfelden, Roding, Schopfheim, Oberkirch, Ettenheim, Gengenbach, Böblingen, Sindelfingen, Stolzenau, Aurich, Leer und Papenburg.

Diese fast unglaubliche Nachricht erreichte mich heute mit dem letzten Update der Petition von Marianne Grimmenstein: "Krankenhausschließungen und -privatisierungen nehmen kein Ende".

Vieles in diesem Update ist mir bekannt. Folgendes ist für mich komplett neu und haarsträubend, weswegen ich es hier einfüge (Hervorherbungen sind von mir):

"Die Schließungen werden sogar mit viel Geld gefördert: bis zu 750 Millionen Euro allein dieses Jahr.

Wieso macht die Politik das? Sie folgt willig den Vorschlägen der Berater! Im August 2019 und somit vor Ausbruch der Pandemie forderte die Bertelsmann Stiftung, mehr als die Hälfte aller deutschen Krankenhäuser zu schließen. Ist den Lobbyisten ihr Vorschlag heute peinlich? Keineswegs. Vor wenigen Tagen veröffentlichten sie zusammen mit der Robert Bosch Stiftung und dem Barmer Institut für Gesundheitssystemforschung ein sogenanntes Richtungspapier, in dem sie von 'Lehren aus Corona' sprechen.

Gelernt hat man aber wenig, denn es wird weiter dazu geraten, Krankenhäuser zu schließen! Kleinere Krankenhäuser, so Bertelsmann und Co. sinngemäß, hätten wenig zur Behandlung von Corona-Patienten beigetragen oder sie sogar schlecht behandelt. Also weg damit! Das ist für die Leitenden Krankenhausärzte und Krankenhausdirektoren Deutschlands und auch die Patienten 'die völlig falsche Richtung'.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sah erst kürzlich die stationäre Versorgung durch die Epidemie kurz vor der Überlastung. Aber er ist nicht bereit, die Schließungen von Krankenhäusern zu stoppen.

Bertelsmann-Eigentümerin Brigitte Mohn sitzt im Aufsichtsrat der Rhön-Kliniken, einem der großen Profiteure von Klinikschließungen. Die Privatinvestoren stehen schon in den Startlöchern, um das ganze Krankenhauswesen zu kapern. Ihr Traum ist ganz große Megakrankenhäuser und viele orthopädische Kliniken, die mit verschiedenen Ersatzteilen schönen Profit erwirtschaften."

Diese Fakten stimmen mit der Untersuchung von Jens ("Platznot in Krankenhäusern") überein, der beim Analysieren der entsprechenden Rohdaten herausgefunden hat, dass die Zahl der Krankenhausbetten und des Pflegepersonals in den letzten 26 Jahren leicht zugenommen hat, allerdings zu Lasten einer flächendeckenden dezentralen Versorgung hin zu wenigen aber lukrativeren Gesundheitsfabriken.

Durch die Informationen von Marianne Grimmenstein zeichnet sich das Bild einer Entwicklung, die dem Profit dient und die m.E. möglichst aufgehalten gehört.

Marianne fragt:

"Unsere Gesundheit steht schon völlig im Dienste der Profitgier. Wie lange soll das so weitergehen?"

Eine Antwort, wie dagegen gesteuert werden kann, hat sie schon:

Ein GesellschaftsFAIRtrag, an dem alle Wahrberechtigte mit arbeiten können, muss her!

 

Quellen und Verweise:
Krankenhausstrukturfonds
Diskussion im Ärzteblatt 1
Diskussion im Ärzteblatt 2
Krankenhaus-Schließungssimulator
Kliniksterben.de:
Chronik der Krankenhausschließungen


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