... und draußen vor der großen Stadt stehen die [Sexarbeiterinnen] sich die Füße platt
"Skandal im Sperrbezirk" war ein Hit mit einem die Prostitution betreffenden politischen Hintergrund.
Damals wie heute scheiden sich die Geister an der Wahl eines Wortes, doch den Prostituierten hilft man damit nicht.
"In München steht ein Hofbräuhaus
Doch Freudenhäuser müssen raus
Damit in dieser schönen Stadt
Das Laster keine Chance hat."
Es war ein großer Hit, den die Spider Murphy Gang im Jahre 1981 lieferte. Und es war auch ein politisches Lied, denn es handelt von der Prostituierten "Rosi", die im Umland von München der Konkurrenz die Freier wegschnappt.
Die gefallenen Frauen allerdings stehen nicht ganz grundlos außerhalb der Stadtgrenze: Hintergrund des humorvollen Textes ist das Verbot der Stadt München von Bordellen und Prostitution innerhalb des Stadtgebietes. Um den heimeligen Dorfcharakter nicht zu stören, wurden die Freudenmächen einfach vor die Tore der Großstadt verbannt. [1]
Schon damals nahmen einige bayrische Sender Anstoß an dem Wort "Nutten" im Refrain und sendeten den Song nicht. Wer aber glaubt, das wäre Vergangenheit und heute würde das Lied einfach eine Art historischen Bestandschutzes genießen, der täuscht sich. Wie die Weltwoche berichtet, haben mehrere öffentliche und private Sender in der Schweiz erneut Anstoß an dem Lied genommen und weigern sich es auszustrahlen [2]. Grund ist wohl, der zunehmende Zwang sich politisch korrekt zu äußern.
Was bei dem ganzen woken Gehabe allerdings untergeht, ist dass weder die Sachlage noch die Lebensumstände der Vaginalfachverkäuferinnen sich dadurch ändern, dass man sie wohlwollend-neutral als "Prostituierte" bezeichnet. Wenn man sie aber – wie München es getan hat – aus den Städten verbannt, um sie möglichst unsichtbar in Industriegebiete und verruchte Autobahnareale abzuschieben, dann macht man auch klar, was man von ihnen als Menschen hält: nämlich nichts.
Lieber die Hure in der Stadt als die Sexarbeiterin im Industriegebiet
Damit möchte ich an dieser Stelle einmal ein Lob an die Stadt Aachen aussprechen, die sich mit ihren bizarren Karlspreisen und dem letzten "Orden wider den tierischen Ernst" ja nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat: Auch in dieser Stadt gibt es kleines und wahrscheinlich ziemlich altes [3] Rotlichtviertel und das sogar mitten in der Altstadt.
Zugegeben, das ist nicht unproblematisch und es hat sich – weil die Parteien und einflussreiche Investoren das Stadtviertel neu gestalten wollen – eine Diskussion darum entsponnen. Auch hier gab es eine starke Fraktion, die die Beischläferinnen lieber im Industriegebiet gesehen hätten...
Mittlerweile ist aber klar, das Rotlichtviertel darf bleiben, zwar verkleinert aber immerhin. Diese Akzeptanz ist wenigstens eine kleine Anerkennung für die Frauen*, die dort arbeiten.
"Und draußen vor der großen Stadt
Stehen die Nutten sich die Füße platt
Skandal, Skandal im Sperrbezirk
Skandal, Skandal im Sperrbezirk
Skandal, Skandal um Rosie"
* Die Verwendung der weiblichen Formen in diesem Text schließt selbstverständlich stets die Männer mit ein.
Quellen und Verweise
[1] Wikipedia • "Skandal im Sperrbezirk"
[2] Woke SRF-Musikredaktion cancelt «Skandal im Sperrbezirk»
[3] RWTH Schreibzentrum (Nina Brandt) • Die Antoniusstraße – Heimat und Gewerbezone
[4] Recht auf Stadt • Aachen Immobilien
[5] BRF • Gespaltene Bürgeransichten zum Aachener Rotlichtviertel
[6] Synonyme für Strichbienen